"Versuch über den ´Micrologus´ von Guido von Arezzo"
für Mezzosopran, Alt, Tenor, Bariton, Baß, Violine und Violoncello
Entstehungsjahr: 1987
Dauer: ca. 9´
Meine Beschäftigung mit mittelalterlichen Musiktraktaten führte mich unter anderem auch zu dem "Micrologus"
des Guido von Arezzo,der zwischen 1000 und 1050 gelebt hat. Dieses Lehrbuch, das von der Anordnung der Töne
auf dem Monochord, von Intervallen und Konsonanzen, von den acht Tonarten, der Diaphonia und den Regeln des Organums handelt, wurde um 1025 geschrieben und dem Bischof Theobald von Arezzo gewidmet. Besonders im
15. und 17. Kapitel (Über die bequeme Art eine Melodie zusammenzufügen/ Wie sich alles in Gesang verwandeln läßt, was geschrieben wird.) gibt der Verfasser sehr direkte Anweisungen um von einem Text eine Melodie ableiten zu können.Eine Aufteilung der Töne auf die verschiedenen Vokale ist hier die Grundlage, die auch in meinem Stück verwendet wird. Um die "Reinheit" eines Vokalensembles deutlicher ausdrücken zu können, habe ich auf einen Text verzichtet - einzig der Klang zählt und nicht die theatralische Interpretation.
Als Gegenpol dazu werden die Streicher eingesetzt, die durch ihre Aktionen das homogene Klangfeld unterbrechen und die Stimmen in ihrer ruhigen Entfaltung stören. Eine Zwölftonreihe, mit der ich frei umgegangen bin, bestimmt den Klangcharakter dieses Stückes.