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"Tanz" 

Musikprogramm und Bewegungskonzept zu der gleichnamigen Skulptur
von Andreas Dettloff für einen Tänzer, Computer, digitalen Soundsampler
und Live-Elektronik (2-Kanal)

Entstehungsjahr: 1987
Dauer: ca. 20'-25'
Medien: DVD/Video VHS (PAL) (2-Kanal)

Dieses Werk ist ein Versuch, die drei Kunstformen Musik, Tanz und bildende Kunst in engster Weise miteinander zu verknüpfen und stellt ein Produkt der Kreativität der beteiligten Künstler dar. Am Beginn der Zusammenarbeit stand die Klangskulptur "Tanz" von Andreas Dettloff, die ich in der Kunstakademie Düsseldorf besichtigt habe. Sie besteht aus sechzehn doppelbödigen, verschweißten Stahlquadraten (1x1m), aus deren Zentren verschieden gestimmte Röhren nach dem Orgelpfeifenprinzip ragen. Diese Skulptur muß im wahrsten Sinne des Wortes "betreten" werden, denn erst durch Druck und Druckverlagerung des menschlichen Körpers wird die in den Stahlkammern befindliche Luft komprimiert und läßt die Orgelpfeifen mit verschiedenen Nuancen erklingen.

Fasziniert von diesen vielfältigen Möglichkeiten der Skulptur habe ich mir zur Aufgabe gemacht, einen weitergehenden Schritt zu tun und ein Kompositions-Bewegungskonzept zu entwickeln. Das Ergebnis war mein fünfsätziges Musikprogramm "Tanz" für einen Tänzer, Computer, digitalen Soundsampler und Live-Elektronik.
Die Entscheidung für die Computersteuerung und den Sampler war eine Konsequenz und Notwendigkeit der kompositorischen Absichten. Nur so war ich in der Lage, das Material sehr komprimiert zu gestalten und alle Ebenen der Performance (Bewegung, Musik, Reaktion und Kommunikation) durch den Computer auf den Ausgangspunkt,
die Klangskulptur (im räumlichen und musikalischen Sinne), zurückzuführen. Ferner entschloß ich mich, auf die üblichen Sequencerprogramme zu verzichten und ein eigenes kleines Computerprogramm zu schreiben, das,
außer der Steuerung des Samplers, die Voraussetzung darstellte, innerhalb der Performance eine zeitliche Flexibilität sowie eine Art Kommunikations- und Reaktionsmöglichkeit zwischen der Musik (bzw. der Tonregie) und dem
Tänzer zu schaffen; künstlerische Freiheit und Improvisation innerhalb klar umgrenzter, fester Großform.
Die Steuerung des Samplers beruht auch hier auf dem Prinzip der "Echtzeitimprovisation", wobei das Programm, obwohl im Gesamtablauf und musikalischer Struktur vordeterminiert, im mikroformalen Bereich zwischen einigen bestimmten Samples improvisiert. Einerseits werden über den Bildschirm graphische Anweisungen über räumliche Bewegungsgrenzen gegeben, zum anderen besteht die Möglichkeit auf den Tänzer einzugehen und erst dann eine klangliche Fortsetzung zu bestimmen, wenn dieser seine punktuelle, freie Aktion beendet hat.
Der Tänzer bewegt sich und agiert also nicht nur zu der Musik, vielmehr wird durch den Computer auch der Musik ein "Reagieren" möglich (weitere Schritte im Programm werden durch bestimmte Tastenkombinationen der Computertastatur ausgelöst). Auf einer anderen Ebene werden mit Kontaktmikrophonen, die unterhalb der Skulptur angebracht sind, deren Eigenklänge sowie jegliche Art von Sprach-Laut und Geräuschartikulationen des Tänzers abgenommen, moduliert (Effektgeräte) und verstärkt (vier Lautsprecher im Raum). Es blieb nun der große Raum für kreative und spontane Bewegungsimprovisation, den es auszufühlen galt.
Diese Realisation übernahm der Tänzer Robert Solomon. Durch seine tänzerische und theatralische Kreativität wurde jede Aufführung zu einem wirklich neuem Erlebnis, welches sich an den jeweiligen räumlichen Gegebenheiten orientierte (Kunstakademie Düsseldorf, Museum Aachen, Skulpturenmuseum Marl, Museum Kalkar), die Solomon immer geschickt auszunutzen wußte.

Andreas Dettloff. Geb. 1963 in Iserlohn. Lebt auf Tahiti. Studierte zwischen 1982 und 1988 an der Kunstakademie Düsseldorf bei den Professoren Rinke, Partenheimer, Megert und Hüppi. Studienreisen führten ihn nach Australien, zur Osterinsel und nach Tahiti. Seine Skulpturen beschäftigen sich oft mit Mythen und Sagen der Polynesier und dem damit eng zusammenhängenden traditionellen Schiffsbau dieser Inselvölker. Diese Studien haben ihren markanten Niederschlag in Dettloffs Skulpturen, so z.B. im "Narrenschiff" auf dem Marktplatz der Stadt Kalkar. Seine Skulpturen und Klangobjekte finden außer in der BRD und anderen europäischen Ländern auch in Neukaledonien und auf Tahiti große Resonanz.

Robert Solomon. Studierte Tanz in New York bei Murray Luis und Alwin Nikolais. Er unterrichtete zeitgenössischen Tanz in London (London Dance School) und Essen (Folgwang-Hochschule). Seine Tätigkeit als gefragter Solist führte ihn durch Amerika und Europa, er arbeitete mit dem London Symphony Orchestra und in der Opera Comique Paris. Als Choreograph ist Solomon seit über einem Jahrzehnt tätig , und seine Werke werden in Düsseldorf, Cannes, Marseille, Paris und Wien aufgeführt und auch prämiert. 1983 eröffnete Robert Solomon sein eigenes Studio und Jazz-Tanz-Theater in Düsseldorf.