"Im Zentrum ohne Worte 1"
für Stimme, Oboe, Klarinette, Pauken, Harfe, 2 Violinen, Computer, Sampler und Live-Elektronik
Entstehungsjahr: 1986/87
Dauer: ca. 13´
Die Sprache als Kommunikationsmittel bildet den Ausgangspunkt für mein Septett. Sie wird hier in ihre kleinsten Bestandteile aufgelöst, wobei ein semantischer Bezug wegfällt und fast nur die phonetische Seite verarbeitet wird.
Die Singstimme benutzt zunächst Vokale, Diphtonge, später stimmhafte Konsonanten und mit der zunehmenden Geräuschhaftigkeit hört man am Schluß nur noch Zischlaute und Explosivkonsonanten.
Parallel zu dieser Entwicklung umhüllt die Elektronik immer mehr die Singstimme, die durch Modulationen wie
Digital-Delay, Pitch-Change etc. verfremdet und von Klängen des Samplers zuerst gestört,
später völlig abgelöst wird. Eine klar und sachlich gesprochene Definition der Sprache erklingt in diesem Abschnitt. Aber auch bei den computergesteuerten Sprachklängen wird der semantische Aspekt sofort wieder aufgehoben, obwohl die einzelnen Teile des Textes meist verständlich sind; ein Zufallsprogramm setzt die Bruchstücke der Definition improvisierend, auch unlogisch zusammen.
Der nüchterne Text stellt für mich einen Gegenpol zu der eher lyrischen Motivik der Singstimme.
Die sprachliche Semantik wird zwar aufgelöst, innerhalb des Stückes bleibt aber doch ein sinnvoller Zusammenhang, eine musikalische Semantik erhalten. Die Stimmung der Harfe (h, cis, dis, eis, fis, g, as),
die Im Zentrum des musikalischen Geschehens steht und die größten Freiheiten hat, bildet das gesamte Tonmaterial. Alle anderen Instrumente haben jeweils nur drei Töne dieser Reihe zur Verfügung, wobei die Singstimme als einzige das Material im Verlauf des Stückes erweitern kann.