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"Begegnung 7" 

für Ensemble, elektronische Klänge (6-Kanal) und Videoprojektion

Besetzung: Flöte, Klarinette (B) Fagott, Klavier, 2 Violnen, Viola, Violoncello, Elektronik

Entstehungsjahr: 2010
Dauer: ca. 37´
Medien: Audio Files/DVD/CD/CDR

Das Stück besteht aus mehreren parallelen Ebenen, die vor allem durch hörspielartige Textinhalte und Szenen linear formgebend unterteilt sind. Im Mittelpunkt dieser Erzählung stehen die beiden Begegnungen Chopin – Schumanns in Leipzig in den Jahren 1835 und 1836 sowie die jeweiligen dazugehörigen individuellen Lebenswege.
Diese besonderen Ereignisse und die historischen Voraussetzungen / Umstände werden durch Romanauszüge der Chopin-Biografie von Eva Gesine Baur (C.H. Beck Verlag) repräsentiert.

Zwei dramaturgisch unterschiedliche Hauptstränge führen uns historisch und emotional aus den verschiedenen Perspektiven an die Situationen heran:

1. aus der Sicht Robert Schumanns vertreten durch seine (nicht vollständig ausgeführten) Tagebücher und Briefe  zwischen 1835 und 1837

2. aus Chopins Chroniken der Jahre 1835–1836.

Während Schumann eine verinnerlichte Position einnimmt, werden die Chopin Daten kontrastierend im nüchternen Nachrichten-Stil vorgetragen. Chopin äußert sich nicht selbst – es wird über ihn berichtet, geschrieben. Dieser findet sich auf der musikalischen Ebene durch das Ensemble vertreten. Schumanns Musik wird hingegen innerhalb des elektronischen Soundtracks verarbeitet.

Es gibt zunächst starke Trennungen, Abgrenzungen dann aber auch Überlagerungen und Durchdringungen dieser vor allem in Form von kommentierenden Zwischenmusiken organisierten Partitur. Den musikalischen Ausgangspunkt bilden Werke, die gerade im Zusammenhang mit bzw. im geschichtlichen überlieferten Umfeld der erwähnten Treffen eine größere Rolle gespielt haben.

Frederic Chopins g-moll Ballade op. 23 liefert mit einigen motivischen Objekten sowie dem charakteristischen Anfangsakkord (d-g-es-b) das Material für eine komplette Neukomposition der Ensemblestruktur. Die Harmonik wird zum Teil auch aus verschiedenen melodischen Elementen und Linien gewonnen. Nur im letzten der 8 Ensembleparts tauchen angedeutet kurze zitathafte Stellen des Themas in der Klavierstimme auf. Darüber hinaus wird in den Zwischenteilen immer wieder der Zentralton g bzw. das „G-moll“ gefestigt und umspielt.

Der erste Teil von Robert Schummans fis-moll Sonate op.11 stellt das Basis-Material des elektronischen Soundtracks dar. Alle Ableitungen und Klänge entwickeln sich aus der Bearbeitung des Audiomaterials und des in 4 Abschnitte unterteilten Klavierstücks. Verschiedene Rechen- und Filteroperationen, beeinflusst direkt durch die Sprechstimme der Schumann-Texte, trugen auch zum akustischen Endergebnis dieser Klangebene bei.

Als ein weiteres strukturbildendes Elemente möchte ich die Textstellen und das Stimmmaterial der letzten Zeilen aus der Ballade „Konrad Wallenrod“ von Adam Mickiewicz anbringen. Die Stimme eines 10 jährigen Mädchens taucht mit den einzelnen Zeilenabschnitten in polnischer Sprache bzw. als reines Klangmaterial immer wieder im Verlauf der Komposition auf. Die damalige Bekanntschaft und politisch-künstlerische Nähe Chopins zu Mickiewicz in Paris sowie die von Schumann überlieferte Information über den Einfluss bzw. Auslöser der Texte auf die erwähnte Komposition Chopins, waren für mich gerade in dem Zusammenhang von Interesse.

Die visuelle Ebene dieser Produktion, realisiert durch You-Jin Chang und Fabian Schulz, basiert auf der Erstellung von formgebundenen Echtzeit Visuals, deren Ausgangsmaterial auf einigen abstrahierten Lebens- und Werkdokumenten von Robert Schumann und Frederic Chopin beruht und direkt von der Musik des Ensembles bzw. der Elektronik beeinflusst wird. Die Projektion der Bilder erfolgt dreidimensional und wird den einzigartigen Gegebenheiten des Konzertsaals angepasst.

Sprecher:
Axel Grube - Mirjam Wiesemann - Irina Scholz - Katarzyna Jachimowicz