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"4 IMIX" 

für Saxophonquartett und Elektronik (2-Kanal)

Entstehungsjahr: 2001
Dauer: 15´
Medien: Audio Files/DAT/CDR (2-Kanal)

„4 Imix“ ist die Bezeichnung des 121. Tages im rituellen (magischen) Kalender der Maya.

Das liturgische Jahr der Maya setzte sich aus zwanzig Zyklen von je dreizehn Tagen zusammen und zählte 260 Tage. Es beruhte auf einer immer wiederkehrenden Abfolge von 20 Tagen, deren Namen in unveränderlicher Reihenfolge aufeinander folgten:

Imix, Ik, Akbal, Kan, Chicchan, Cimi, Manik, Lamat, Muluc, Oc, Chuen, Eb, Ben, Ix, Men, Cib, Caban, Eznab, Cauac, Ahau

Mit diesen zwanzig Tagesnamen waren zwanzig verschiedene Hieroglyphen verbunden, deren Ausführung allerdings von einer Inschrift zur anderen variieren konnte. Aufgrund ihres sakralen Charakters wurden sie direkt oder indirekt mit Göttern, Tieren, oder heiligen Gegenständen verbunden, an die man Gebete richtete. Im religiösen Kalender wurde jedem dieser zwanzig Tage ein Zahlzeichen zugeordnet, das innerhalb der Zyklen zwischen 1 und 13 variierte. Die Ziffern selbst waren mit den dreizehn Göttern der s.g. Oberen Welt verbunden, die den glücklichen oder unheilvollen Charakter der einzelnen Tage bestimmte.
Im ersten Zyklus zu Beginn des Jahres trug der erste Tag die Zahl 1, der zweite die Zahl 2 der dreizehnte die Zahl 13. Aber der vierzehnte Tag stand wieder für die Zahl 1, der zwanzigste für die Zahl 7. Nun begann der neue Zyklus der zwanzig Tage wieder von vorn; sein erster Tag hatte die Zahl 8, der 6. Bzw. 19. Tag die Zahl 13. Die 20 Tage wurden also in sich noch einmal auf Zyklen in 13 Tagen aufgeteilt. Erst nach 260 Tagen (13 x 20) war die Zählung der Ziffern und der Tage wieder an ihrem Ausgangspunkt angelangt – der erste Tag des Tageszyklus (Imix) bekam wieder die Zahl 1. Im mystischen Denken der Maya und der anderen mittelamerikanischen Völker, die ähnliche religiöse Kalender besaßen, war die Zeit damit in ein Schema von 260 Tagen eingeteilt, die abwechselnd Glück oder Unglück brachten. Jeder Tag des Jahres hatte seine eigene rituelle Bedeutung.

Das Interesse an diesem Zahlenkonstrukt sowie der Zeiteinteilung bewog mich auch eine entsprechende Form-Matrix zu erstellen. Die Komposition für Saxophonquartett und Elektronik umfasst 20 Teile bestehend aus jeweils 13 Takten. Die Zeitstrukturen innerhalb dieser 260 Abschnitte sind alle einheitlich im 4/4 Takt und Tempo Viertel=72.
Dreizehn verschiedene Akkordsysteme permutieren in der folgenden Reihenfolge: 1.2.3 - 3.4.5 - 5.6.7 - 7.8.9 - 9.10.11- 11.12.13 innerhalb des Stücks. Die rhythmische Ebene wurde aus einem digital analysierten Pattern und der Variation des gesprochenen Wortes „Imix“ generiert. Mit der Hilfe eines algorithmischen Patches (MAX) wurden die melodischen Linien basierend auf Ereignisstrukturen zwischen 1 und 13 für jedes Instrument einzeln berechnet.
Das Tonmaterial besteht aus der Stimmung einer offenen Panflöte (mit mehr als 5 Tönen), die im Nord-Westen Südamerikas vorkommt und nicht verändert wird. Die digitale Zuspielung verarbeitet Geräusche, elektronische Klänge eines manipulierten und erweiterten zeitgenössischen Volksliedes aus Zentralamerika sowie ein virtuell erzeugtes Originallied der Maya (G. Baqueiro Foster „Revista Musical Mexicana Nr.1, Mexico 1942), das zahlreichen klanglichen Erweiterungen unterzogen wurde.